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Hoffnung für das Ahrtal

Die Nacht zum 15. Juli war für die Menschen im Ahrtal eine Schicksalsnacht – eine Tragödie.
Die Flut brachte eine unglaubliche Zerstörung. Viele Menschen sind ertrunken. Es war eine
Nacht des Schreckens. Unzählige Häuser wurden zerstört und Straßen weggeschwemmt.

Die Not ist sehr groß – bis zum heutigen Tag. Ich war vom 23.08. – 27.8.2021 im Ahrtal,
zusammen mit vielen anderen Menschen, als freiwilliger Helfer unterwegs. Es ist
unglaublich, welche Not noch immer dort herrscht: viele haben immer noch kein fließendes
Wasser und keinen Strom.

Den ersten Tag durfte ich in einem Team mitarbeiten. Wir haben Schlamm aus dem Keller
geschippt. Die Bewohner dieses Hauses hatten seit der Flut nichts mehr von ihrem Vermieter
gehört. Er ist abgetaucht und hat sich einfach aus der Verantwortung gestohlen. In diesem
Haus leben alte Menschen ohne Strom und ohne Wasser. Vor dem Haus türmte sich der
Müll bestehend aus verschlammten und zerstörten Möbeln, Schlamm und Steinen. Am
Abend dieses Tages waren wir schmutzig und erschöpft aber auch glücklich, weil wir helfen
konnten.

Noch glücklicher machte uns an diesem Tag die Begegnung mit einem Elektrikermeister, der
Gerade angereist war, um als freiwilliger Helfer 30 Tage im Ahrtal Haushalte wieder an den
Strom anzuschließen. Er sah, wie wir den Schlamm aus dem Keller schippten und sagte uns,
dass er gleich morgen damit beginnen würde, das Haus wieder an das Stromnetz
anzuschließen. Voraussetzung dafür war, dass der Keller von Schlamm befreit ist. Das nenne
ich mal Timing Gottes. So ist es dann auch geschehen. Die Hausbewohner waren zutiefst
berührt und konnten ihr Glück im Unglück kaum fassen.

Die nächsten zwei Tage arbeitete ich in mit einem Team in zwei Einfamilien-Häusern, die
gerade gebaut worden waren. Der eine Besitzer lebte ein Jahr, der andere gerade mal eine
Woche im neugebauten Haus, als die Flut kam. Das Wasser stand bis zum ersten Stock. Wir
haben dort den Putz von den Wänden gestemmt. Auch hier ist die Not groß. Die Häuser
hatten keine Versicherung gegen die Flut und die Kredite müssen weiter bedient werden.
Einer der Handwerker, die das Haus mit aufgebaut hatten war an diesem Tag auch mit dabei.
Er sagte: „Es ist unfassbar: was wir in einem Jahr aufgebaut haben, hat die Flut in 30 Minuten
zunichte gemacht.“

Den letzten Tag habe ich mitgeholfen den Estrich aus einem Juwelierladen in der Altstadt
von Bad Neuenahr rauszuklopfen. Auch hier stand das Wasser fast bis unter die Decke.

Wir haben jeden Tag herzzerreißende Geschichten von den Menschen aus dem Ahrtal
gehört. Viele sind in Trauer, haben traumatische Dinge erlebt und wissen nicht, wie es
weitergehen soll. Gleichzeitig ist uns aber auch Hoffnung und Entschlossenheit begegnet,
diese Krise zu überwinden. Die Menschen sind dankbar für alle Helferinnen und Helfer, die
sie dabei unterstützen. Nach dem Arbeitseinsatz haben wir für die Menschen gebetet und
sie gesegnet. Auch dieses Angebot wurde mit Dankbarkeit angenommen.

Täglich kommen fast 1000 Helferinnen und Helfer aus dem ganzen Bundesgebiet ins Ahrtal.
Alle werden gebraucht und jede und jeder kann etwas beitragen.

Meine Anlaufstelle war das „Haus der Hoffnung“, das eine sehr gute Arbeit macht im Ahrtal.
Hier begann der morgen immer mit einem gemeinsamen Gottesdienst, Lobpreis und Gebet
für das Ahrtal. Danach wurden die Teams eingeteilt und dann ging es los. Essen und Trinken
gab es an den zahlreichen Ausgabestellen des Roten Kreuzes, auf die viele Menschen im
Ahrtal immer noch dringend angewiesen sind. Frühstück und Abendbrot für die Teams
wurde vom Haus der Hoffnung organisiert, wo es auch Übernachtungsmöglichkeiten gab.

Wenn ihr mal einige Tage entbehren könnt, dann fahrt ins Ahrtal und helft den Leuten dort.
Jede und jeder kann helfen.

Informationen für Helferinnen und Helfer findet ihr unter:

Haus der Hoffnung e.V.

Helfer Shuttle

Hier könnt ihr auch gerne spenden und wir alle können auf jeden Fall beten für die
Menschen, dass ihnen in ihrer Not und in ihrem Leid geholfen wird und sie der Liebe Gottes
begegnen, der uns Schönheit statt Asche und Freudenöl statt Trauer und Lobgesang für
einen betrübten Geist verheißen hat.

Lasst uns die Menschen im Ahrtal nicht vergessen!

Thomas Bittmann

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